
Die Freude an Heiligabend war groß und so fieberten wir auf den geplanten Termin hin. Interessanterweise wurde die Deutsche Oper an Heiligabend durch die Sprinkleranlage unter Wasser gesetzt. Ich hatte das bis zum Tag der Aufführung nur als kleine Randnotiz aus den Nachrichten vernommen und gedanklich kaum als Hindernis für uns wahrgenommen. Aber meine Freundin informierte mich dann, dass wir bei dem Besuch Einschränkungen erleben werden. Folgende Mitteilung war im Internet zu finden.
„Die Vorstellungen des Staatsballetts Berlin von „Schwanensee“ am 19., 21. und 25. Januar 2018 können stattfinden, jedoch auf „schwarzer Bühne“, also ohne Bühnendekoration und mit eingeschränkter Beleuchtung.“
„Na dolle Wurst“ dachte ich mir und meine Vorfreude räumte den Platz für leichte Skepsis. Schön allerdings wie die Veranstalter versuchen das Problem in einem positiven Licht darzustellen und von einem „einzigartigen Aufführungserlebnis“ sprechen. Nun jut. Et is wie jet is.
In der Deutschen Oper angekommen gönnten wir uns vor Vorstellungsbeginn noch einen Softdrink und atmeten die Atmosphäre ein. Wir hatten Sitzplätze im ersten Rang relativ mittig. Über meine Platzwahl war ich sehr zufrieden. Wir hatten einen tollen Überblick über das gesamte Geschehen.
Schwanensee besteht aus vier Akten und lief hier insgesamt 160 Minuten mit einer Pause zwischen dem zweiten und dritten Akt.Die Vorstellung war auch ohne Bühnebild sehr schön anzusehen. Durch den Mangel an optischen Ablenkungseffekten konnte man seine Sinne viel mehr auf die Musik und die tänzerischen Darstellungen fokussieren. Und ich kann sagen die Tänzerinnen und Tänzer waren hervorragend. Bei den ganzen Drehungen wäre mir schon nach einer Minute so speiübel, dass ich erst mal einen halben Tag Pause bräuchte. Besonders zugesagt hat mir die Darstellung der Schwanenkönigin der ersten Solotänzerin. Die bewegen waren so entfernt von dem Normalmenschlichen und die Tippelschritte entlockten mir jedes Mal ein leichtes Kichern. Die Besuchercrowd war von der Aufführung auch sehr angetan und es gab Bravorufe und minutenlangen Applaus für die Darsteller. Auch mir persönlich hat das Stück sehr gut gefallen und die Choreografie hat aus den Möglichkeiten das Beste herausgeholt, um den Zuschauern einen schönen Abend zu bereiten.
Fazit: Wenn man in der Lage ist, sich über einen langen Zeitraum ruhig zu konzentrieren und Männer in Engen Spandexhosen einen nicht irritieren kann man sich ein Ballett ruhig ab und zu anschauen.
Tapfer tapfer