Kapitel 2
Als die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen meine Schlafstatt erreichen, stehe ich auf und packe mein Lager zusammen. Ich klettere zur Kante des Abbruches empor und setze meinen Weg den Berg hinauf fort. Nach einiger Zeit erreiche ich die Schneegrenze. Aber ich lass mich davon nicht aufhalten. Ich kann deutlich die Spuren von früheren Wanderern erkennen. Der Schnee wird immer tiefer und mein Anstieg daher immer langsamer. Plötzlich höre ich ein lautes „Wumm“ und die Schneedecke, auf der ich mich befinde, sackt leicht ab. Sofort schießt mein Puls in die Höhe und ich versuche keine weiteren Bewegungen durchzuführen. Ich vernehme leichte Knackgeräusche gefolgt von einem Geräusch, das wie Donner klingt und der gesamte Boden unter mir wird den Hang hinab gerissen, während ich noch auf ihm stehe. Ich kenne Lawinen von zu Hause aus dem Hügelland aber eine große wie diese kam mir noch nicht unter. Und ich bin zu allem Überfluss mittendrin. Durch Schwimmbewegungen versuche ich an der Oberfläche zu bleiben. Ich halte eine mir unbekannte Zeit lang durch und werde erst unter die Oberfläche gedrückt, als die Lawine langsamer wird. Mit Tritten und rudernden Armbewegungen versuche ich nicht zu sehr verschüttet zu werden. Als ich merke das die Lawine zum Stehen kommt rolle ich mich zusammen um einen Hohlraum für Luft zu schaffen. Die Abwärtsbewegung ist beendet und ich prüfe benommen die Lage. Meine Orientierung ist beeinträchtigt. Ich scheine es geschafft zu haben nicht allzu stark in die Schneemassen gezogen zu werden.Ich kann einen fast unmerklichen Lichtschein ausmachen und beschließe in diese Richtung zu graben. Zum Glück durchbreche ich nach kurzer Zeit die Schneedecke und kann mich befreien. Die Lawine ist mit mir den gesamten Hang hinabgerutscht und ich befinde mich wieder am Anfang der Ebene, von der mein Aufstieg gestern begann. Erschöpft schleppe ich mich zu einer Baumgruppe, richte notdürftig mein Lager ein und falle in einen tiefen Schlaf.