Forschen Schrittes durchschreite ich das Stadttor von Burgurd mit einem gehetzten Gnurri im Rücken. Und ohne Umschweife bewege ich mich zum Zielort meiner Gedanken. Es dauert nicht lang und ich stehe wieder vor „Margis Laden für Wunder und Wünsche.“ Eine düstere Vorahnung lässt mich mein Schwert ziehen, bevor ich durch die Eingangstür ins Innere des Geschäftes eintrete. Die Einrichtung sieht genauso aus wie vor ein paar Tagen und die Zauberin sitzt ebenso an ihrem verzierten Tisch. Sie fixiert mich mit einem Blick, der keinerlei Überraschung oder Furcht im Angesicht eines bewaffneten Kämpfers enthält. Gnurri hat es indessen vorgezogen den Laden nicht zu betreten und lugt stattdessen leicht ängstlich von außen durch den Türrahmen.
„Willkommen zurück Alister Mackelroy“, säuselt die süße Stimme der Frau. „Wie kann euch Margis heute zu Diensten sein“, fragt sie mit einem übertrieben unschuldigen Ton in der Stimme. Ich baue mich zu voller Größe auf. „Warum bin ich hier Frau? Ein Zauber hat mich und meinen Gnomkumpanen wieder vor die Tore dieser Stadt geführt. Und bei Zauber musste ich sofort an euch denken.“ Ich nehme eine Haltung ein, die mir einen sichereren Stand gewährt. „Also WARUM? BIN. ICH. HIER?“. Margis stützt ihre Ellenbogen auf den Tisch und legt die Fingerspitzen aneinander, während sie mich ohne den geringsten Ausdruck von Furcht oder Unbehagen fixiert „Ihr weist der alten Margis mehr Macht zu als ihr gebührt großer Krieger. Ich besitze nicht die Fähigkeiten, ein Schicksal ausserhalb meiner kleinen Behausung zu beeinflussen. Ich schaue nur ins Tarot. Und die Karten verrieten mir ich würde euch bald wiedersehen. Welche göttlichen oder dämonischen Kräfte dabei mitspielten vermag ich beileibe nicht zu sagen.“ Weiterhin regt sich keinerlei Ausdruck von Gefühlen auf Margis Antlitz. Ich bin mir unsicher ob ich ihren Worten trauen kann. „Alister lasst uns von hier verschwinden“ flüstert Gnurri von draußen herein.
Aber ein Rückzug kommt nicht in Frage. Margis breitet jetzt die Karten auf Ihrem Tisch aus. „ Beim eurem letzten Besuch suchtet Ihr Stärke und einen Weg. Ihr fandet einen Weg. Vielleicht ist euch nur der Sinn des Weges nicht klar? Vielleicht erlangt ihr Stärke, wenn ihr wieder eine Karte zieht.“ Ich zögere und denke nach. Ihre Worte umhüllen meine Gedanken. Es liegt Wahrheit in ihren Worten. Es sind unruhige Zeiten und der Zauber dem wir draussen erlegen sind muss nicht mit ihr in Verbindung stehen. Ich lasse mein Schwert sinken, trete an den Tisch und ziehe eine Karte. Ein finsteres Lächeln umspielt jetzt Margis Gesicht. „Kleingeistiger Narr. Du bedrohst eine Meisterin der Magie in ihrem eigenen Reich mit simplen Stahl? Du wirst die Hauptzutat in meinem nächsten Gebräu werden.“ Um mich herum verändert sich der Raum. Ich kann mein Schwert nicht mehr halten und es fällt zu Boden. Meine Kleidung wirkt auf einmal zu groß und rutscht mir vom Leib. Ich höre Gnurri hinter mir erschreckt aufschreien und mein Kopf fühlt sich seltsam taub und stumpf an. Ich scheine geschrumpft zu sein, da ich den Tisch jetzt nur noch von unten betrachten kann. Aber meine Glieder fühlen sich ungewohnt unbeholfen an. Margis tritt jetzt hinter ihrem Tisch hervor und kommt auf mich zu. „Was habt ihr getan Weib?“ rufe ich ihr entgegen aber tatsächlich entspringt meiner Kehle nur ein „Kroak“ und ich erschrecke fürchterlich. Mein Blick fällt auf meine gezogene Tarotkarte vor mir auf dem Boden. Sie zeigt eine Kröte mit einer Krone. „Kehehehehehe“ klingt das Lachen von Margis in meinem Kopf.