Die Reise des Highlanders #9: Die Schlange

Kapitel 9

Ich durchquere hüpfend eine Küche, in der es nach gebratenem Huhn und Kartoffeln riecht auf der Suche nach einem Weg ins Freie. Die einzig weitere Tür ist versperrt und ich lasse meinen Blick durch den gesamten Raum schweifen. Mir fällt ein Bodenabfluss ins Auge, durch den ich in meiner jetzigen Gestalt durchpassen könnte. Ich zwänge mich durch die Metallstreben und lande in einem übel riechenden Kanal. Ein kleines Rinnsal fließt um meine Froschbeine und ich entschließe mich dem Wasserverlauf zu folgen. Ich weiß nicht, wie lange ich in dem Kanal feststecke, aber nachdem der Kanal eine Biegung vollführt erkenne, ich in der Ferne Sonnenlicht und meine Hoffnung auf Freiheit steigt an. Der Kanal ergießt sich in den Fluss an dessen Ufern Burgurd errichtet worden ist.Die Menschen hier nennen ihn den „Gurdurin“. Der Kanal endet ungefähr in einem halben Meter über der Flussoberfläche in einer gemauerten Dammbefestigung. Heilfroh darüber den stinkenden Kanal hinter mir zu lassen springe ich ohne Zögern in den Gurdurin. Die Strömung treibt mich nach Westen aus der Stadt heraus bevor ich es wage mich wieder ans Ufer zu begeben. In einer Schilfansammlung ruhe ich mich aus und überdenke meine Situation.

Ich erinnere mich an den Besuch eines Druiden vor einigen Jahren in Pergutar. Er lehrte uns interessante Geheimnisse der Natur und demonstrierte auch seine Wandlungsfähigkeiten. Laut seiner Aussage sei keine Gestaltwandlung von Dauer, denn das eigene Wesen ist immer bestrebt zu sich selbst zurückzufinden.

Ich muss nur eine unbestimmte Zeitspanne als Amphibie überleben und werde mich dann bestimmt wieder zu einem Menschen zurückverwandeln. Aber wie lange wird das wohl sein? Ich denke nicht, dass Margis besonders mächtig war. Ansonsten würde sie kaum in einem so abgelegenen Ort wir Burgurd verweilen. Die talentiertesten Magieanwender sind in diesen Zeiten, genau wie ich, auf der Suche der Krone der Herrschaft. Ich hoffe, dass der Spuk nach maximal ein bis zwei Tagen vorbei sein wird, und beschließe mich derweilen so ruhig wie möglich zu verhalten.

Am Abend nehme ich aus dem Augenwinkel ein ungewöhnliches entgegengesetztes Wellengekräusel wahr. Allein durch meine antrainierten Kriegerreflexe springe ich rechtzeitig in die Höhe und kann knapp dem Angriff eines unbekannten Gegners auszuweichen. Mit einem Platschen lande ich im seichten Wasser und sehe mich einer Art riesiger Sumpfnatter gegenüber, die mich mit gierigen Augen fixiert. Die Schlange versucht mich zu umkreisen, um mir die möglichen Fluchtwege zu versperren. Ich bewege mich in die entgegengesetzte Richtung auf einen halb versunkenen Baumstamm zu. Das Reptil bewegt sich jetzt mit schnellen schlängelnden Bewegungen direkt auf mich zu. Ihr Kiefer ist weit aufgerissen, während sie auf mich zu schnellt. Das Wasser wird jetzt tiefer und ich tauche herab zum Grund und wühle mich in den Schlamm unter dem Baum in der Hoffnung, die Schlange könne mir hier nicht folgen. Zu meinem Glück befindet sich ein altes Baumloch an der Stelle, in welches ich hineinschlüpfen kann. Die Natter ist zu groß, um durch die Öffnung zu passen. Sie versucht ihre Schnauze in den Hohlraum zu pressen kann mich aber nicht erreichen.

Voller Wut und wohl auch Enttäuschung rammt sie dreimal ihren Schädel gegen den Eingang, bevor sie zur Oberfläche zurückkehrt. Ich verharre völlig regungslos und genieße dabei den Vorteil als Kröte eine erhebliche Zeit unter Wasser verweilen zu können. Erst als es draußen völlig dunkel geworden ist, entschließe ich mich mein Versteck zu verlassen, um wieder Luft zu holen. Von der Schlange ist nichts mehr auszumachen. Ich grabe mich am Ufer in den Schlamm, bis nur noch meine Augen herausgucken, und schlafe ein.

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