Kapitel 17
Eine angenehm wohlige Wärme breitet sich auf meinem Gesicht aus, als die ersten Strahlen der Morgensonne durch das leicht tanzende Blätterdach auf mich fallen. Ich erwache und öffne langsam meine Augen, schaffe es aber nur zu kleinen Sehschlitzen. Das einfallende Licht schmerzt auf den Augäpfeln. Ich versuche mich zu bewegen, aber es bleibt wirklich nur bei dem Versuch. Mein schlammbedeckter Körper fühlt sich taub an und ich habe anscheinend noch nicht genügend Kraft wiedergewonnen, um mich aus dem Sumpf zu befreien. Ich verspüre ein leichtes Hungergefühl und bin mir sicher, dass dieses in den nächsten Stunden noch stark anschwellen wird. Mein Gesicht juckt an den Stellen, wo sich höchstwahrscheinlich Sumpfinsekten während meines Schlummers an mir gütlich getan haben. Ich kann meine Augen jetzt weiter öffnen und nehme meine Umgebung verschwommen wahr. Die Baumkronen wiegen sich leicht im Wind. Ich schaffe es mit viel Anstrengung meinen Kopf so weit aus dem Morast zu erheben, bis meine Ohren wieder freiliegen. Ich kann jetzt das sorgenlose Rauschen der Blätter vernehmen. Entferntes Vogelgezwitscher ist auch zu hören. Und das Quaken von vereinzelten Sumpfkröten. Eine Libelle fliegt mit einem raschelnden Geräusch über mein Gesicht hinweg, während ich wieder versuche meine Körper aus dem Sumpf zu hieven. Aber weiterhin ohne Erfolg. Ich ergebe mich erst mal in mein Schicksal. Dieser Zustand der Erschöpfung ist mir wohl bekannt und es hätte mich auch sehr verwundert, wenn ich wirklich schon wieder in der Lage gewesen wäre, größere Kraft zu gebrauchen. Ich schließe die Augen und erinnere mich an meinen Clanchief, bei dem ich mit vielen anderen jungen Raufern das Kämpfen erlernte. Neben der Schwertkunst lehrte er uns vor allem die Denkweise des Kämpfers.
Er zeigte uns unter anderem eine Gedankenübung, bei der wir nur still dasitzen mussten, während wir über unsere heroischen Vorfahren nachdachten. Als junger ungeduldiger Raufer waren diese Lektionen die grauenhaftesten. Wir hatten so viel Energie aber sollten wie ein Stein verharren und über tote alte Männer nachdenken. Wir wollten selbst in die Welt hinaus und uns einen Namen machen.
Bei einer zweiten Gedankenübung konzentriert man sich auf die eigene Atmung. Man existiert so lange, bis nichts wahrgenommen wird außer der eigenen Atmung. Und dann atmet man langsam, immer tiefer ein. Und mit jedem Atemzug füllt sich der Körper mit Energie. Und diese Energie schwillt im Inneren immer weiter an, bis man zu platzen droht. Und erst dann hält man die Luft an und öffnet die Augen. „Baes circ Gator“. Der Atem der Götter.